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Geistlicher Missbrauch Schweiz

Pastorenamt 1

Das Wort „Pastor” ist die lateinische Übersetzung des Begriffes „Hirte”. Pastor wurde ursprünglich jeder Seelsorger, im frühen Mittelalter auch der Bischof genannt. Dann setzte sich die Bezeichnung für den Inhaber einer Pfarrei (- Pfarrer) durch. Heute wird meist nur noch der evangelische Pfarrer als Pastor bezeichnet. Nur in wenigen Gegenden (Rheinland, Westfalen, Niederlande) wird auch der katholische Pfarrer als Pastor angesprochen. Ein wichtiges Merkmal des Katholizismus ist, dass das Kirchenvolk in Laien und Klerus aufgeteilt wird. Der Klerus (z. B. Pfarrer, Pastor) ist der Mittler zwischen der Kirchengemeinde und GOTT. Das Wort GOTTES sagt etwas ganz anderes:

„Denn GOTT ist einer, und einer Mittler {O. da ist ein GOTT und ein Mittler} zwischen GOTT und Menschen, der Mensch CHRISTUS JESUS.....” (1. Tim. 2,5).

Diese künstliche Spaltung wird heute nicht nur in den beiden Staats-, sondern auch in den meisten Freikirchen durch das Pastorenamt aufrecht erhalten. Auch hier gibt es den religiösen "Profi", der ein Studium oder eine Ausbildung an einer Bibelschule absolvierte, und die Laien, die keine theologische Ausbildung genossen haben. Es ist schon erstaunlich, daß die Freikirchen das System der Staatskirchen offiziell ablehnen, aber dennoch die staatskirchlichen Strukturen übernommen haben. Dies ist mit Sicherheit ein Grund, weshalb es viele Freikirchen im Ökumenismus zum Katholizismus zieht, nach dem Motto: Zurück zu unserer Mutter-Kirche.

Sehr aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Vers in Offenbarung 2,6:

„Aber dieses hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse.”

Ephesus hasste die Werke der Nikolaiten, so wie JESUS die Werke der Nikolaiten auch hasst. Was aber sind die „Werke der Nikolaiten”? GOTTES Wort gibt dazu folgende Antwort: Die Nikolaiten werden auch in Off 2.14-15 beschrieben. Die Wirkung der Lehre der Nikolaiten ist identisch zu der Wirkung Balaams (AT: Bileam, Belial). Die Wirkung Balaams war, dass der Segenszug des Volkes GOTTES im Alten Testament gestoppt werden konnte. Im Alten Testament geschah das durch Vermischung mit Ungläubigen (4M 25.1-18, 4M31.16, Jak 4.4, Off 2.14). Im Neuen Testament, kann der Segenszug der Christen ebenfalls behindert werden. Aber durch welche Methode? Sicherlich ist auch hier eine Methode die Vermischung mit Ungläubigen. Als Beispiel sei die Ökumene oder die Ehe mit einem ungläubigen Partner genannt (2Kor 6.14-18). Aber dies ist keinesfalls die einzige Methode den Segenszug der Christen zu behindern. Das Wort Nikolait kommt von Nikolaos und setzt sich aus Niko- und -laos zusammen. Das griechische Wort Niko (nikan) bedeutet Besieger oder Überwinder. Das griechische Wort Laos bedeutet Volk. Interessant ist dabei, dass das Fremdwort „Laie” von eben diesem Wort laos abgeleitet ist. Es bezeichnet nach kirchlichem Sprachgebrauch das breite Volk, das den “Geistlichen” zu Füssen sitzt.

Damit ergibt sich für Nikolaos die Bedeutung Volksüberwinder, Volksbeherrscher oder Volksbesieger. Nikolaiten waren somit Menschen, die es in Ephesus (Off 2.6) versucht und in Pergamus (Off 2.15) geschafft haben sich zwischen dem Volk der Christen und GOTT zu drängen. Dadurch entstanden im Volk GOTTES zwei Gruppen „Geistliche“ und „Laien”. Eine solche zwischenmittlerhafte Machtposition der „Geistlichen” war geeignet um den weiteren Segenszug der Christen zu behindern. Denn die Christen konnten jetzt nicht mehr ihre Nachfolge von JESUS allein anhand des Wortes GOTTES und nach ihrem Gewissen und in ihrer Verantwortung vor GOTT ausrichten. Alles musste durch die „Geistlichen“ (Nikolaiten) abgesegnet werden. Solch eine menschliche zwischenmittlerhafte Stellung nimmt die Stellung JESU ein und verdrängt das Wort GOTTES aus dem Mittelpunkt. JESUS hasst dies verständlicherweise. Um diese Machtposition den Christen klar zu machen, benötigten die Nikolaiten eine anerkannte offizielle Einsetzung, Benennung, Ordination, Weihung. Die Einsetzung durch die Apostel oder deren Beauftragten konnten die Nikolaiten nicht erreichen, weil diese Art der Ältesteneinsetzung durch den HEILIGEN GEIST bestätigt war (Apg 20.28) und ausschliesslich durch die Apostel (Apg 14.23) oder deren persönlich Beauftragte (Tit 1.5) vollzogen wurde. Dem HEILIGEN GEIST kann man nichts vormachen. Die von GOTT eingesetzten Ältesten sollen auf die Versammlung acht haben und sie behüten (Apg 20.28). Jeder Christ konnte und musste anhand von GOTTES Wort selbst prüfen, wie bestimmte Lehren zu beurteilen sind. Jeder Christ stand unmittelbar vor seinem HERRN, ohne weitere menschliche Zwischenmittler. Den weiteren Segenszug der Christen konnte man nur dadurch stoppen, dass man die Christen entweder vom Wort GOTTES oder von ihrer direkten Beziehung zu JESUS CHRISTUS wegbringt. In der Gemeinde zu Ephesus war die Einführung eines solchen Nikolaitentums (Geistlichkeit) nicht möglich. Denn die Versammlung hasste das Nikolaitentum (Off 2.6). Und was war der Grund für diesen gerechtfertigten Hass? Erstens wußte die Versammlung, dass es keine andere Legitimation für biblische Leiterschaft gab als die Ältesteneinsetzung durch den HEILIGEN GEIST. Zweitens haben die Apostel die Versammlungen gewarnt und die Warnungen waren noch sehr frisch (Apg 20.29-30). In Apg 20.17-38 werden interessanterweise die Ältesten der örtlichen Gemeinde aus Ephesus gerufen um diese Warnungen in Empfang zu nehmen. Daher wußte die Gemeinde, dass verderbliche Wölfe kommen werden welche die Herde nicht schonen werden (Apg 20.29). Es war also nicht die Frage ob das Nikolaitentum kommt, sondern wann das Nikolaitentum kommt. Die Nikolaiten haben es geschafft in Pergamus den Klerikalismus ergänzend zum Wort Gottes als Machtposition wieder einzuführen (Off 2.15). Dies konnte sicherlich nur dadurch in Pergamus geschehen, weil die Christen dieser Zeit nicht im Wort Gottes blieben (Joh 8.31-32). Denn wenn die Christen in Pergamus im Wort geblieben wären, dann hätten sie erkannt, dass solch eine Einsetzung ohne Apostel nicht vom HEILIGEN GEIST gewirkt sein konnte. Zusätzlich hätten sie erkannt, dass ergänzend zum Wort GOTTES eine solche offizielle Einsetzung (formelle Benennung) nicht erlaubt ist.

Im Prinzip ist das Pastorentum (Klerikalismus, Nikolaitentum) nichts anderes als der „Widerspruch Korahs” (Jud 11). In diesem Vers wird direkt nach dem “Irrtum Balaams” der “Widerspruch Korahs” genannt. Dieser bestand darin, dass Korah sich gegen die von Gott eingesetzten Mittler Mose und Aaron erhob. Er wollte ihnen ebenbürtig sein (4Mo 16). Neutestamentlich bedeutet das, dass Menschen den Platz einnehmen wollen, der allein JESUS CHRISTUS, dem alleinigen Mittler zwischen GOTT und den Menschen (1Tim 2,5) zusteht; und genau das tut etwa ein “Priester”, der sich eine Mittlerrolle zwischen dem Gläubigen und GOTT anmasst. Die Lehre der Nikolaiten würde demnach auf den sich bereits früh ausbreitenden Klerikalismus hinauslaufen, diese unbiblische Trennung der Gläubigen in Geistliche und Laien, die heute die Christenheit, die evangelische wie die katholische, Staatskirchen wie Freikirchen, fast vollständig beherrscht. Wir sollten beachten, dass dies einer der Welt abgeschaute Methode ist, die sich mehr an den Prinzipien des Managements als den Prinzipien des Wortes GOTTES orientiert. Das zog schon bald in die christliche Kirche ein. Man sagte sich, man müsse Leute ordinieren (entgegen Apg. 20,28), sie bezahlen (entgegen 1. Tim. 6,5), ihnen Befehlsgewalt geben (entgegen 1Petr. 5,3), die Gemeinden durch eine Zentrale koordinieren (entgegen Mt. 18,20; Eph. 4,2.19), sonst lasse sich die Kirche nicht zusammenhalten, sonst ziehe Unordnung ein. So schuf man sich eine hierarchisch aufgebaute Kirche. Ein Bischof hatte unter sich die Pastoren der einzelnen Kirchen, jeder Pastor hatte unter sich das Fussvolk. Damit leugnete man praktisch die Tatsache, dass der HERR allein Haupt ist und die Glaubenden alle Glieder voneinander (Eph 4,15.16) sind, dass alle durch einen GEIST getauft sind (1. Kor. 12,13), dass nur einer Haupt, die Gläubigen alle aber Brüder sind (Mt 23,8–10).

Wenn nun mit Werk und Lehre der Nikolaiten der Klerikalismus gemeint ist, dann sollten wir uns das Urteil des HERRN dazu anhören. Er “hasst” ihn (2,6). Warum hasst der Herr den Klerikalismus? Weil er ein Ausdruck der Verachtung für Seine Blutserkauften ist: denn was sagt dieser anderes, als es die religiösen Führer in den Tagen JESU taten: “Das Volk (laos) ist verflucht und weiss nichts” (Joh 7,49). Der Klerikalismus deklariert die aus GOTT Geborenen und mit Seinem GEIST Begabten entgegen Joh. 6,45; 1Joh. 2,27 und Heb 8,11 für Unwissende, er hält sie entgegen Eph. 4,12 in Unmündigkeit.

Als im Jahre 313 der Kaiser Konstantin im Edikt von Mailand das Christentum zur Religio licita, zur “erlaubten Religion” erhob, waren die einst Verfolgten plötzlich die offiziell Geehrten. Die grosse Anpassung hatte damit gesiegt, und aus dieser Verflechtung von Kirche und Staat hat sich die grosse Masse der Christenheit nicht mehr lösen können. Die unseligste Ehe, die je geschlossen worden ist - die Vermählung von Thron und Altar - war Tatsache geworden. Gemeinde und Welt waren ineinander übergegangen. Und das bedeutet immer , dass die Gemeinde weltlich, nicht aber die Welt christlich im wahren Sinn dieses Wortes wird.

Die Versuchung ist natürlich gross, dem Hass und der Verachtung der Welt dadurch zu entgehen, dass man sich ihren Maßstäben, Idealen und Methoden anpasst. Genau das hatte Antipas nicht getan. Aber sein Ende spornte offensichtlich nicht nur andere an, in gleicher Treue für die unaufgebbaren Glaubenswahrheiten des Christentums einzustehen, sondern schüchterte einen guten Teil auch ein. Und oft genug verleitet uns neben Nützlichkeitsdenken auch Feigheit dazu, uns den Idealen und den Methoden der Welt anzupassen.

In Pergamus ist es nun sogar so weit gekommen, dass man nicht allein an falschem Tun, sondern, schlimmer noch, an der entsprechenden falschen Lehre festhielt. In Ephesus hatten wir lediglich von “Werken der Nikolaiten” gelesen; hier sind die Werke durch eine dazugehörige Lehre bereits sanktioniert worden. Böses wird also bereits gelehrt und propagiert. Das ist gegenüber ersterem eine Zunahme des Übels. Jedem Trachten, mit biblisch scheinenden Argumenten - eben mit einer Lehre - die von GOTT gezogenen Grenzen zwischen der Gemeinde und der Welt (Joh 17,16; 2Kor 6,14-16) zu verwischen, hat der HERR, “der das zweischneidige Schwert hat”, den Krieg angesagt. Sein Wort scheidet noch immer zwischen heilig und unheilig (3Mo 10,10), drinnen und draussen (1Kor 5,12.13), Licht und Finsternis (Joh 3,19). Wendet die Gemeinde das Wort nicht im Glauben entsprechend an, wird der Herr im Gericht scheiden müssen. Dann freilich ist es zu spät.

Paulus lehrte über biblische Leiterschaft, als er Folgendes an die Gläubigen in Korinth schrieb:

„Nicht dass wir über euren Glauben herrschen, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude; denn ihr steht durch den Glauben” (2.Kor. 1,24).

Paulus wusste, dass die Heiligen in Korinth nicht in eine Position der Abhängigkeit von seinem Glauben gestellt werden sollten, obwohl sie der Korrektur und des disziplinierten Wandels bedurften. Sie sollten auf ihrem eigenen Glauben stehen können. Die Rolle des Paulus war es, ihnen dabei zu helfen, in Freude statt in Niederlage zu laufen. Andererseits sollten sie aber auch nicht autonom leben. Stattdessen sollten sie das Prinzip der Interdependenz, also der wechselseitigen Beziehung, in der Lokalgemeinde aufrecht erhalten: Die komplexe Verflechtung apostolischer Leiterschaft, der lokalen Leiterschaft (Älteste) und des lokalen Leibes untereinander in Harmonie und Ausgeglichenheit. Weder der Apostel, noch die lokale Leiterschaft, noch die Glieder können ohne die anderen vollständig sein.

Es gibt im gesamten Neuen Testament nicht eine einzige Person, die Pastor genannt wird. Epheser 4,11 ist die einzige Bibelstelle, wo dieser Dienst auch nur erwähnt wird (Hirtendienst!). Das führt uns zu einer sehr wichtigen Frage. Wie kam es dazu, dass dieser Dienst innerhalb der Gemeinde so sehr vorherrscht, obwohl er nur ein einziges Mal auftaucht - und das ohne Definition - und von dem wir nicht ein einziges Beispiel im Neuen Testament haben?

Das griechische Wort, dass hier mit "Pastor" übersetzt ist, heisst poimen, was definiert ist als "ein Hirte; jemand, der hütet, weidet und um sich schart," nicht unbedingt jemand, der sie füttert. Hüten bedeutet, dass er sie vor Raubtieren beschützt, sie gesund bewahrt, ihre Weiden nach schädlichen Pflanzen absucht, und auch dass er für klares Wasser zum Trinken für sie sorgt.

Dies ist der Dienst eines Hirten. Eine Gemeinde hat in der Regel mehrere Hirten. In einer Gemeinde üben z. B. die Hauskreisleiter den Dienst eines Hirten aus. Wir müssen uns also von der unbiblischen Vorstellung lösen, dass der Dienst der Hirten in ein Amt umgewandelt wird, das durch EINEN Leiter ausgeübt wird.

Einige Christen schimpfen über die Traditionen der alten Landeskirchen. Dort hat EIN Pfarrer das sagen und evtl. kann noch das eine oder andere Gemeindeglied einen Gedanken einbringen (wenn's dem Pfarrer gefällt). Man meint, Freikirchen seien frei, jedoch läuft es dort meist genauso.

Das biblische Prinzip – Gemeindeleitung durch mehrere Älteste (1. Timotheus 1) wird - wie bereits erwähnt - nicht selten durch ein weltliches Leitungskonzept ersetzt. Der Chef nennt sich Pastor und seine Adjudanten Co-Leiter. Letztere sorgen oft auch nur für die Umsetzung pastoraler Anweisungen. Natürlich ist das für manche Gemeindeglieder angenehmer. Der Pastor macht die Arbeit, soll er auch das Sagen haben. Selbst Gemeinden, die sich als bibeltreu verstehen, folgen oft schon nach wenigen Jahren ihren selbst gemachten Gesetzen (bzw. denen des Gemeindeleiters/Pastor). Wechselt dann nach Jahren der Pastor, kommen in der Regel neue Gesetze.

Dieses kommerzialisierte Pastorentum, wie wir es im organisierten Christentum erleben, hat die Gemeinde tief ins AT zurück katapultiert.

Auch hier bewahrheitet sich, dass eine unbiblische Lehre nicht alleine bleibt, sondern schnell eine zweite, dritte usw. hervorbringt. Ich habe einmal davon gehört, wie in einer BFP-Gemeinde (= „Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden”; von den eigenen Mitgliedern auch scherzhaft als „Bund fröhlicher Pastoren” bezeichnet) der „Pastor” gewählt wird. Es wurden verschiedene Bewerber eingeladen, die jeweils in verschiedenen Gottesdiensten eine Probe-Predigt ablieferten. Nachdem sie ihre Predigt beendet hatten, wurden sie aufgefordert den Raum zu verlassen und die Gemeinde stimmte darüber ab, ob dieser Mann aufgrund seiner Predigt der neue Pastor werden sollte. Soweit ich weiss, genügte die einfache Mehrheit, damit er als Pastor angestellt werden konnte. Als ein Bewerber den Raum verliess, wurden die Gemeindemitglieder richtig bearbeitet. Sie hatten es nämlich gewagt, mehrere Bewerber abzulehnen. Jetzt wurden sie aufgefordert, dem Bewerber ihre Stimme zu geben, „weil sie sonst selber sehen konnten, wo sie einen „Pastor” finden können”. Man könnte denken, man sei versehentlich in einem amerikanischen Wahlkampf gelandet. Der Bewerber bekam tatsächlich eine „satte” Mehrheit, obwohl einzelne Gemeindemitglieder dennoch gegen ihn gestimmt hatten.

Interessante Vorgehensweise, oder? An diesem Beispiel wird deutlich, wie das „Pastorenamt” mit unbiblischen und ungeistlichen Methoden verteidigt wird.

Ich wünsche den organisierten Gemeinden, dass sie wieder zum biblischen Standard zurückfinden und sich vom „Pastorenamt” los sagen.